- OS/2 hatte seine Sternstunde 1992-1994 mit dem Erscheinen von OS/2 2.1, 2.11 und Warp 3. Zu dieser Zeit war es das einzige 32 Bit Betriebssystem (für Intel-PCs) auf dem Markt und hatte einen 3 Jahre Vorsprung vor Windows 95 und NT. Dem Unvermögen von IBM und der Software-Industrie dieses Produkt richtig zu vermarkten, ist es zu verdanken, dass es sich nicht gegen Microsoft durchsetzen konnte. Nach dem Scheitern von OS/2 auf der PowerPC Plattform zog sich IBM aus dem Konsumermarkt zurück und konzentrierte sich wieder auf den Business-Markt als Nische für OS/2. Echte Weiterentwicklungen fanden ab hier nicht mehr statt. Ab der Version Warp 4.52 zog sich IBM auch aus dem Business Markt zurück. eComStation, dass auf der Version 4.52 aufbaut und bis heute von Mensys weiterentwickelt wird, versucht mit heutige modernen Betriebssystemen mitzuhalten, ohne aber Zugriff auf den Source-Code von OS/2 zu haben.
- OS/2 kann sich den Retro-Hype zu nutze machen, um wieder etwas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Einen beachtlichen Anteil alter Programm laufen unter OS/2 besser als unter DOS oder Windows 3.11. Leider ist diese Nische nur sehr klein und zu dem rechtlich eine Grau-Zone. Egal welche alten, ehemals kommerziellen Programme man sich aus dem Internet herunter lädt, bei allen befindet man sich am Rande der Illegalität. Zur Zeit gibt es aber keine andere Möglichkeit alte Software für die Nachwelt zu erhalten. OS/2 läuft ausgesprochen gut in einem Emulator. Eine Zeit-Kapsel für OS/2 zu erstellen wäre sinnlos. Es müssen weitere 50 Jahre vergehen, bis sich jemand frei und legal ohne Lizenz mit dieser Software beschäftigen darf. Zum Vergleich: Konrad Zuse baute 1941 die Z3, den ersten kommerziellen Computer auf Relais-Basis ... vor 68 Jahren. Erst in 7 Jahren werden somit die Programme für die Z3 Public-Domain.
- Was für Software gilt, gilt natürlich auch für Bücher. Die Dokumentation zu OS/2 ist im Internet nur spärlich gesät. Selbst das Angebot an Literatur bei eBay ist nicht gerade üppig. Literatur hat noch einen längeren Copyrightschutz als Software. Erst 90 Jahre nach dem tot des Autors wird diese der Öffentlichkeit frei zugänglich. Wer liest in 90 Jahren noch ein Buch über OS/2 ? Wer liest heute noch die Betriebsanleitung über eine Dampflok von 1919 ? Man darf Bücher nicht ohne Copyrightverletzung vervielfältigen, man darf aber aus ihnen zitieren, sie umscheiben, sie mit anderen vergleichen und sie zusammenfassen. Ich habe mit den Buch Reviews begonnen und werden in dieser Richtung auch weiter machen, den niemand wird sich mit OS/2 beschäftigen, wenn es keine Literatur zu diesem Thema gibt.
- Die OS/2 Community setzt ihre Bemühungen hauptsächlich auf die Weiterentwicklung von eCS. Trotz allen Bemühungen ist eCS schon lange keine Alternative mehr für Windows, Linux oder MacOS X. Über kurz oder lang laufen diese Entwicklungen zudem in eine Hardware-Sackgasse. Der Grund und das Ziel für diese Entwicklung ist mir zudem immer noch schleierhaft. Für mich sieht es so aus, als wollte man eCS als Basis für Unternehmens-Anwendungen aufstellen. Ich bin gespannt ob die Anwendungen Firefox, Tunderbird und OpenOffice allein dafür ausreichend sind. Zudem muss man bei eCS für das Betriebssystem und das OpenOffice etwas bezahlen, was man bei Linux kostenlos und aktueller bekommt.
Spätere Versionen von OS/2 sind für mich weniger interessant, da sie das ursprüngliche Design des Systems und der GUI zu stark verfremden. Warp 4 bis eCS 2.0 fügen OS/2 besseren Treiber-Support für Netzwerk, Grafik, USB, Bugfixes, Java usw. hinzu und erweitern die GUI um Elemente, die man als Windows User gewohnt ist. Diese Versionen sind für diejenigen interessant, die OS/2 noch immer als Ersatz für ein modernes Betriebssystem, nativ, auf echter Hardware einsetzen wollen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen