Für eine Hand voll Euro bin ich in den Besitz eines
IBM ThinkpadED 760 gekommen. Dieses Notebook aus dem Jahr 1997 besitzt einen Pentium Prozessor mit 133 MHz, 80 MB RAM eine 3 GB Festplatte und ein CD-ROM Laufwerk. Diese Notebooks sind sehr stabil und robust und wurden sogar auf der ISS-Raumstation eingesetzt.
[Beweisfoto] Da ich schon auf meinem
Escom Notebook Warp 3 an laufen habe, dachte ich mir es wäre eine gute Idee, auf diesem Notebook Warp 4 zu installieren. Leider besitzt das Notebook kein Diskettenlaufwerk und das CDROM Laufwerk ist nicht bootfähig. Wie will man auf diesem Gerät ein Betriebsystem installieren? Man kann ein spezielles Diskettenlaufwerk extern anschließen oder das integrierte CDROM-Laufwerk gegen ein entsprechendes Diskettenlaufwerk ersetzen. Ich wollte nicht noch mehr in dieses Notebook investieren (da ich bis dahin noch nicht mal wusste, ob es überhaupt noch richtig funktioniert) und suchte darum nach einem anderen Weg den ich im folgenden beschreiben will.
Im Thinkpad ist eine Standard 2,5" IBM-IDE Festplatte verbaut. Da man sehr einfach, durch das hochklappen der Tastatur, an das Laufwerk herankommt, habe ich die Festplatte aus dem Notebook entfernt und in externes USB Gehäuse eingebaut. Damit ist es nun möglich über einen anderen PC auf diese Festplatte zuzugreifen. Als erstes musste ich feststellen, das die in dem Thinkpad verbaute 3 GB Festplatte defekt war. Da ich aber noch eine 1 GB Festplatte in Reserve hatte konnte ich diese schnell ersetzen. Eigentlich hatte ich vor die Festplatte gegen eine Compact-Flash-Karte zu ersetzen, wie ich es auch bei dem Escom-Notebook gemacht habe. Leider habe ich keine CF-Karte mehr, die mit dem IDE-CF-Karten-Adapter funktionieren wollen.
Das nächste Problem ist aber nun, wie man ein Betriebsystem auf einer über USB angeschlossenen Festplatte installiert. Mein PC BIOS kann zwar von USB-Festplatten booten, aber diese nicht als interne HD abbilden. Die folge ist, das außer Linux kein Betriebsystem-Installer die USB-Festplatte als installationsfähiges Medium erkennt. Die Lösung aus diesem Problem heißt
QEmuManager. Unter Windows wird dieser Emulator installiert und statt einer virtuellen Festplatte die USB-Festplatte als Physikalisches Medium angegeben. Nun kann man im Emulator ein Betriebsystem von einem Betriebsystem Image (Floppy oder CD) booten und ein neues Betriebsystem auf der USB-Festplatte installieren.
Nachdem ich zum Test DOS auf der USB-Festplatte installiert hatte, musste ich feststellen, das ich dieses DOS nicht auf dem Thinkpad bootet. In der Emulation und direkt auf dem PC lief der Bootvorgang fehlerfrei. Der Fehler liegt am USB-IDE-Controller. Dieser spricht die 2,5" IDE-HD nicht mit den gleichen physikalischen Parametern an wie das Thinkpad. Dieses Problem kann man umgehen, wenn die IDE-HD schon formatiert ist. Dann übernimmt der USB-IDE-Controller die Cylinder-, Heads- und Sector-(CHS) Parameter aus dem Filesystem der IDE-HD. Doch wie soll ich die IDE-HD auf dem Thinkpad vorformatieren wenn ich auf diesem Gerät kein Betriebsystem booten kann? Hier Hilfe ein kleines Tool aus der Patsche. Es heißt
Smart-Boot-Manager. Dies ist ein Boot-Manager der sich in den Master-Boot-Record der Festplatte installiert. Er ist so klein das er nicht mehr als einen Sektor belegt, und bietet das Feature von einer CD-ROM zu booten. Mit Hilfe von QEmuManager war der Boot-Manager schnell auf der IDE-HD installiert. Der anschließende Test auf dem Thinkpad brachte den erwachtetden Erfolg. Der Bootmanager wurde geladen und mit dessen Hilfe war es nun möglich auf dem Thinkpad von dem CD-ROM Laufwerk zu booten.
Der nächste Schritt ist nun, ein Betriebsystem zu booten und mit dessen Hilfe die Festplatte neu zu partitionieren. Natürlich kann nun auch direkt auf dem Thinkpad ein Betriebsystem installieren (Linux, Win98, WinNT usw). Ich wollte aber OS/2 Warp 4 installieren und dass bootet nicht von CD-ROM ohne Bootdisketten ist man hier weiterhin aufgeschmissen, wenn man nicht QEmuManager zur Hilfe nimmt. Ich habe auf der IDE-Festplatte auf dem Thinkpad mit Hilfe von
FreeDOS eine primäre Partition angelegt und diese bootfähig formatiert. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass das Thinkpad von der Festplatte bootet, habe ich die Festplatte wieder aus dem Notebook entfernt und in das externe USB-Gehäuse eingebaut. Wir dieses nun mit dem PC verbunden erkennt der USB-IDE-Controller die IDE-Festplatte und die Partition auf der Festplatte. Man kann nun wie gewohnt auf die Festplatte zugreifen. Mit QEmuManager habe ich nun OS/2 Warp 4 auf dieser Festplatte installiert. Der Ablauf ist der gleiche, wie wenn man OS/2 Warp 4 in ein virtuelles Laufwerk installiert. Ich habe den Installationsprozess jedoch bei der ersten Reboot-Anforderung abgebrochen und die Festplatte wieder in das Thinkpad eingebaut. Die zweite Installationsphase lief dann auf dem Thinkpad, das nun keine Schwierigkeiten hatte von der Festplatte zu booten und auch das IDE-CDROM-Laufwerk richtig erkannte.
Wenn man OS/2 in ein FAT Dateisystem installiert, ist es zu einem späteren Zeitpunkt möglich die IDE-Festplatte nochmal aus dem Thinkpad auszubauen und über das externe USB-Gehäuse an einen PC anzuschließen. Damit kann man leicht ein Backup des Betriebsystems vornehmen oder evtl. Änderungen an beschädigten Konfigurationsdateien vorzunehmen.
Auf diese Weise hat man OS/2 Warp 4 in weniger als einer Stunde auf einem Thinkpad 760ED installiert. Man benötigt aber einen PC mit mindestens Windows 2000 und USB und eine externes USB-Gehäuse für 2,5"-IDE-Festplatten. Als nächstes muss ich mir die einzelnen Treiber für das Thinkpad beschaffen. Die Grafikkarte, Soundkarte und die IrDA-Schnittstelle werden nicht von Warp 4 erkannt. Zu diesem Thema habe ich einen Artikel auf
www.OS2BBS.com gefunden, der ausführlich beschreibt, welche Treiber es gibt und wie man sie für OS/2 Warp installiert. Leider kann ich die angegebenen Treiber nirgendwo mehr finden. Bei Hobbes findet man einen Treiber für die
ESS 688 Soundkarte. Für die Grafikkarte Trident CYBER9320 bleibt die Hoffnung, dass vielleicht der
DisplayDoctor-Treiber helfen kann. Vielleicht hat aber auch DrRatio noch alte Treiber CDs in seinen Archiv?
[UPDATE 21.Sep.2009] Alle Versuche eComStation 2.0 RC7 oder eine frühere Version von eCS auf diesen Notebook zu installieren sind gescheitert. Das Notebook bleibt schon beim laden des Bootmanagers von CD hängen. Vermutlich benötigt dieser mehr als 80MB RAM. Schade. Nun bleibt nur die Installation von OS/2 Warp 4.
[UPDATE 29.Sep.2009] Da ich nun mittlerweile 2 Notebooks schon mit OS/2 Warp 3 am laufen habe, und Warp 4 lieber in einer virtuellen Maschine nutze, habe ich auf dem Thinkpad Windows 98 SE installiert. Für dieses Betriebssystem habe ich alle Treiber bei Lenovo herunterladen können. Ich habe noch reichlich alte Windows-Software herumliegen die ich nicht mehr unter WindowsXP/7 ans laufen bekomme.
[UPDATE 14.Jan.2010] Mittlerweile ist mir noch eine weitere Festplatte in die Hände gefallen, die sich in dem Thinkpad betreiben läst (Das BIOS akzeptiert keine HD über 5 GB). Auf dieser habe ich OS/2 Warp 4 installiert und anschliessend Fixpack 15, Innotek Java 1.4.2 und den SNAP Display Treiber installiert. Diese Installation belegt knapp 300MB der 520MB Festplatte. Der Netzwerk funktioniert über eine 3COM Etherlink III PCMCIA Karte ohne Probleme.
[UPDATE 06.Mai.2010] Das Thinkpad 760ED hat eine sehr spezielle Soundkarte. Passende Treiber kann man aber zum Glück noch
hier finden.